2010, 467 S., ISBN 978-3-89626-962-1, 49,80 EUR
Besprechung von Gotthard B. Schicker, Budapest in: Pester Lloyd / 11 - 2011 FEUILLETON 17.03.2011
http://www.pesterlloyd.net/2011_11/11judeninkukarmee/11judeninkukarmee.htmll
(Auszug)
"In Zeiten eines verhohlenen und offenen Antisemitismus in Ungarn und anderwärts, kommt ein solches Erinnerungs-Sachbuch wie das von Hauptmann Michael Berger erschienene gerade recht. Er untersucht in seiner neuesten Publikation „Eisernes Kreuz – Doppeladler - Davidstern“ die Rolle der Juden in deutschen und österreichisch-ungarischen Armeen durch zwei Jahrhunderte, die einen beredten Blick auf das Heute öffnen. ...
"... ein sehr empfehlenswertes Geschichtsbuch über ein relativ unbekanntes Kapitel europäischer Militärgeschichte, das geeignet sein dürfte, auch im heutigen Ungarn so manche Gedächtnislücke auszufüllen..."
Besprechung von
ISRAEL SCHWIERZ
ISRAEL NACHRICHTEN, DONNERSTAG, den 27. Januar 2011, S. 11
Zum Jahresende 2010 erschien im Trafo Verlag Berlin die
Dokumentation „Eisernes Kreuz, Doppeladler, Davidstern“, in der ihr Autor
Hauptmann Michael Berger, Historikeroffizier im Militärgeschichtlichen
Forschungsamt der Bundeswehr in Potsdam und Gründungsvorsitzender des Bundes
jüdischer Soldaten (RjF) erstmalig in der deutschen Historiographie die
Geschichte jüdischer Soldaten in der Kaiserlichen Deutschen und in der k.u.k.
Österreichisch-Ungarischen Armee umfassend und vergleichend darstellt.Nach einem
Vorwort des Autors und einem Geleitwort des Parlamentarischen Staatssekretärs
beim Bundesminister der Verteidigung Christian Schmidt (MdB), in welchem die
hohe Wertschätzung für diese exzellente Forschungsarbeit zum Ausdruck gebracht
wird, stellt Michael Berger in den darauf folgenden Kapiteln sehr anschaulich
und klar die geschichtliche Tatsache dar, dass mehr als 100.000 jüdische
Soldaten im Ersten Weltkrieg in der Armee des deutschen Kaiserreiches und
annähernd 300.000 in der k.u.k. Österreichisch-Ungarischen Armee für ihr
Vaterland gekämpft hatten. Dabei spannt er den Bogen vom Militärdienst der
ersten jüdischen Wehrpflichtigen und Freiwilligen in der Epoche der Emanzipation
bis zu den Frontkämpferbünden zur Zeit der Republiken in beiden Ländern sowie
auch dem grausamen Schicksal ehemaliger jüdischer Frontsoldaten in der Zeit der
national-sozialistischen Schreckensherrschaft. Ein weiteres Kapitel des Buches
beschreibt den jüdischen Widerstand am Beispiel der Teilnahme deutscher und
österreichischer Juden am Spanischen Bürgerkrieg 1936–1939. Zwei Fallbei-spiele,
die Geschichte des sozialdemokratischen Politikers, k.u.k. Frontoffiziers und
Generals der republikanischen Armee, Dr. Julius Deutsch und der
Kriegsberichterstatterin Gerda Taro do-kumentieren auf anschauliche Art und
Weise den Einsatz jüdischer Emigranten im Kampf gegen den Faschismus in Europa.
Im Schlussteil der Dokumentation beschreibt Michael Berger sehr eindrucks-voll
den Militärdienst und die Situation jüdischer Soldaten in den heutigen Armeen
beider Länder – der deutschen Bundeswehr und dem österreichischen Bundesheer.
Die einzelnen Epochen und Ereignisse der Dokumentation werden durch
geschichtliche Exkurse sowie durch zahlreiche biographische Beispiele
anschaulich unterlegt. Ein umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis sowie
eine nach Epochen und Ereignisse gegliederte Auswahlbibliographie, die dem
wissenschaftlich interessierten Leser als Grundlage für ein weiterführendes oder
vertiefendes Studium der Thematik dienen können runden diese in der Tat
ein-malige Dokumentation harmonisch ab. In diesem Werk hat es Hauptmann Berger,
der sich bereits als Autor anderer Dokumentationen zum gleichen Thema um das
Andenken an die jüdischen Soldaten und Gefallenen große Verdienste erworben hat,
in herausragender Wei-se fertig gebracht, den Zusammenhang von Militärdienst und
dem Bestreben um bürgerliche Gleichstellung, der eigentlich die Geschichte der
jüdischen Soldaten bis zum Kriegsende 1945 im Wesentlichen ausmachte, sehr
überzeugend und auch sehr klar herauszuarbeiten. Dadurch geht das Werk weit über
die bloße Militärgeschichte hinaus, es kann genauso auch als Darstellung der
jüdischen Emanzipationsgeschichte gesehen werden, da es auch tiefe Einblicke in
das Selbstverständnis der jüdischen Bevölkerung sowohl in Deutschland als auch
in Österreich-Ungarn gewährt – Auszüge aus Memoiren, Feldpostbriefen und anderen
offiziellen Schreiben belegen das sehr eindrucksvoll. Hauptmann Berger ist es
durch die Herausgabe dieser einzigartigen und äußerst empfehlenswerten
Dokumentation aber besonders gelungen, dem ehrenden und bleibenden Andenken an
die jüdischen Soldaten – und ganz beson-ders an die Gefallenen – ein bleibendes
Denkmal zu schaffen. Dafür gebührt im höchste Anerkennung und tiefster Dank
aller, denen der ehrliche Umgang mit der Geschichte der jüdischen Soldaten in
Deutschland und in Österreich ein Herzensanliegen ist.