Zurück zur letzten Seite                    Zur Startseite des Verlages



Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät, Band 115 (2013)

 

Akademischer Festakt anlässlich des 100. Geburtstages von Prof. Dr. Ingeborg Rapoport (* 2.9.1912) und Prof. Dr. Mitja Rapoport (27.11.1912–7.7.2004)

Hrsg. von Johann Gross & Gisela Jakobasch

 

 

 

lieferbar

 

 

 => Lieferanfrage

 

[= Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät, Bd. 115], 2012, 209 S., ISBN 978-3-89626-985-0, 19,80 EUR

 

 => Lieferanfrage

Zurück zur letzten Seite                    Zur Startseite des Verlages

 

Karl Max Einhäupl

 

Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden der Charité

 

Liebe Frau Rapoport, liebe Familie Rapoport,verehrter Herr Olbertz, verehrter Herr Herrmann, verehrter Herr Alt,

meine sehr verehrten Damen und Herren,

 

ich möchte zunächst einmal Herrn Wauer sehr herzlich für die Organisation dieser wundervollen Veranstaltung danken. Ich blicke in einen übervollen Hörsaal mit interessierten Menschen und freue mich, Sie im Namen der Charité begrüßen zu dürfen. Verehrte Frau Rapoport, es erfüllt uns mit Stolz, hier heute Ihre Verdienste sowie die Ihres bereits verstorbenen Mannes in einem wissenschaftlichen Symposium zu würdigen!

Als ich gebeten wurde, einige Worte zur Begrüßung zu sagen, sprangen mir sofort drei Punkte ins Auge: Erstens eine Geschichtsstunde des 20. Jahrhunderts, die von den zu Ehrenden unmittelbar und ganz persönlich erlebt wurden.

Zweitens die aufrechte Haltung und das Bekenntnis zu humanistischen Idealen, die das Ehepaar Rapoport ganz wesentlich geprägt haben.

Und drittens die wesentlichen Eigenschaften eines Wissenschaftlers, Forschungsthemen nachhaltig voranzutreiben: Mobilität und die Bereitschaft, Forschung nicht nur als abstrakte und theoretische Disziplin zu verstehen sondern tatsächlich den Impetus zu haben, Forschungsergebnisse in für Menschen anwendbare Praxis umzusetzen. Das zeichnet einen Wissenschaftler aus heutiger Sicht aus und war bei Ihnen und Ihrem Mann ganz intensiv ausgeprägt.

Dass wir heute hier sitzen, ist sicherlich ein Thema, das mit Nachhaltigkeit viel zu tun hat, denn vieles von dem, was von Mitja und Inge Rapoport geschaffen wurde, ist bis heute nicht nur Standard in Berlin, sondern in ganz Deutschland und letztendlich in der ganzen Welt.

Wenn ich ganz kurz zurückkommen darf auf die Geschichtsstunde, verehrte Frau Rapoport, Ihr Leben ist für Außenstehende eine Geschichtsstunde des 20. Jahrhundert. 1912 in die damals deutsche Kolonie Kamerun geboren, oder aber wie Ihr Mann geboren in Galizien in eine Zeit, in der die Welt im Umbruch gewesen ist. Ihr Geburtsort war damals eine der deutschen Kolonien und wie wir heute wissen, hat der deutsche Kolonialismus nicht nur positive Spuren hinterlassen. Kurz nach Ihrer Geburt zogen Sie zurück nach Deutschland. Es war dann die Flucht aus Deutschland zu NS-Zeiten, die dazugeführt hat, dass Sie in den USA neue Wurzeln gefunden und sich dort beruflich weiterqualifiziert haben. Die politische, antikommunistische Entwicklung in den Vereinigten Staaten zur McCarthy Ära, die im Kalten Krieg gipfelte und eine weitere Epoche des 20. Jahrhunderts geprägt hat, führte dazu, dass Sie ein weiteres Mal vertrieben wurden aus einem Land, in das sie hoffnungsvoll gegangen waren. Es war letztendlich der Kampf Ihres verehrten Ehemannes gegen die Unterdrückung der Afroamerikaner, der Sie zurück nach Europa führte.

Sie haben sich entschieden, in die damalige DDR zu gehen und ich glaube, das war ein großer Glücksfall für uns alle, die wir heute hier versammelt sind. Denn dort haben Sie sich wirklich entfalten und ihre Wirkung letztendlich auch durchsetzen können. Und es war dann schlussendlich die Wiedervereinigung, die dazu führte, dass wir heute aus ganz Deutschland hier sitzen und diese Feier mit Ihnen gemeinsam begehen.

Wenn ich mir die Frage stelle, was ich einem jungen Wissenschaftler mitgeben würde, der die Frage stellt, was denn die wichtigsten Punkte sind, die es im Leben zu beachten gilt, so würde ich aus Ihrem Leben drei Punkte hervorheben wollen:

Erstens die Bereitschaft, Positionen zu korrigieren, wenn man erkannt hat,dass sie vielleicht nicht so zutreffen. Zweitens die Bereitschaft, Freiheit und Frieden zu verteidigen, auch dann, wenn es möglicherweise einer Karriere im Weg stehen könnte; und drittens: Sie brauchen als junger Wissenschaftler Visionen, Sie brauchen die Möglichkeit und die Fähigkeit und den Willen, diese umzusetzen, indem Sie an die Grenzen des vorhandenen Wissens gehen und versuchen, diese zu erweitern.

Sie, verehrte Frau Rapoport haben dies ganz entschieden getan, indem Sie ein neues Gebiet, die Perinatologie, entwickelt und zu einem weltweiten Standard gebracht haben. Ihr Mann hat das getan, indem er die Biochemie zu einem konkreten Fach gemacht hat, das die Grundlage über viele Jahrzehnte gewesen ist, molekulare Biologie besser zu verstehen und damit letztendlich auch eine Basis geschaffen hat für die Medizin des 21. Jahrhunderts.

Ich möchte Ihnen ganz persönlich nicht nur dafür danken, dass Sie all das getan haben, sondern auch dafür danken, dass Sie heute hier im Alter von stattlichen 100 Jahren unter uns sind und uns die Gelegenheit geben, Sie, aberauch Ihren verehrten Mann, zu ehren. Wir, die Charité sind stolz darauf, dasswir uns auf Sie berufen können und werden ihr Andenken sowie das Ihres Mannes in Ehren halten und weiter treiben.

 

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

Karl Max Einhäupl: Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden der Charité 7

Jan-Hendrik Olbertz: Grußwort des Präsidenten der Humboldt-Universität zu Berlin 11

Dieter B. Herrmann: Begrüßung durch den Altpräsidenten der Leibniz-Sozietät 15

 ...

Eberhard Hofmann: Samuel Mitja Rapoport und die klassische Periode der Biochemie 21

Roland R. Wauer: Inge Rapoport – Nestorin der deutschen Neonatologie 37

Herbert Hörz: Samuel Mitja Rapoport und die Leibniz-Sozietät 61

Tom Rapoport: Zum 100. Geburtstag meiner Eltern 73

Burkhard Schneeweiß: Meine Oberärztin wird 100! 81

D. Gmyrek; R. Koch; u.a.: Warum Risikoadjustierung von Qualitätsmerkmalen?, demonstriert am Qualitätskriterium neonatale Spätinfektion 85

Mario Rüdiger: Paradigmenwechsel in der Neonatologie 95

Johann Gross: Molekulare Mechanismen von Schwerhörigkeit und Tinnitus 111

Hartmut Kühn; Tankred Schewe: Lipoxygenasen als lipidperoxidierende Enzyme. Die Rolle von S.M. Rapoport als Nestor der deutschen Lipoxygenaseforschung 129

Charles Coutelle: Von der klassischen Biochemie zur pränatalen Gentherapie. Die Entwicklung der Molekularen Humangenetik im Rückblick eines beteiligten Zeitzeugen 157

Gisela Jacobasch: Flavonoide – ein Geschenk der Pflanzen 171

Cornelius Frömmel: Strategisches Forschungsmanagement – Garant oder Tod der Forschungsfreiheit? 185