Mit den Beiträgen:
Dieter B. Herrmann: Begrüßung / Werner Korthaase: Comenius – In Verantwortung
für das Schicksal der Menschheit / Jaroslaw Pánek: Comenius und seine Zeit /
Siegfried Wollgast: Aufklärung, Pädagogik und Akademiegedanke / Andreas Fritsch:
“Die neueste Sprachenmethode” in den “Opera didactica omnia” des Johannes Amos
Comenius
Dieter B. Herrmann Präsident der Leibniz-Sozietät
Begrüßung
Meine sehr
verehrten Damen und Herren,
das Plenum der Leibniz-Sozietät ist heute hier zu einer ganztägigen Sitzung
zusammengekommen, um des Druckes der „Opera didactica omnia" des berühmten
Philosophen, Theologen und Pädagogen Johann Arnos Comenius vor 250 Jahren zu
gedenken.
Comenius war ohne Zweifel einer der bedeutendsten Universalgelehrten des 17.
Jahrhunderts. Im Zentrum seines Wirkens stand eine humanistische
Gesellschaftsutopie, in der die allumfassende Bildung aller Menschen, religiöse
Toleranz, der Weltfrieden und eine weltumspannende Zusammenarbeit tragende
Rollen spielten. Die bildungstheoretischen und pädagogischen Gedanken des
Komensky stellten nicht nur zu seiner Zeit ein progressives Novum dar, sondern
sind auch heute in vielerlei Hinsicht wieder hochaktuell. Die gegenwärtigen
anhaltenden Diskussionen um Fragen der Bildung im Zusammenhang mit der
Zukunftssicherung nicht nur des Individuums, sondern der gesamten Gesellschaft
finden in der Leitidee des Comenius, „allen alles zu lehren" eine geradezu
zivilisatorische Herausforderung an die Bildung und Erziehung der nachfolgenden
Generationen.
Mit der Würdigung des Werkes von Comenius greift die Leibniz-Sozietät neuerlich
das Bildungsthema in universaler Perspektive auf und beteiligt sich an einem
wichtigen gesellschaftlichen Diskurs unserer Zeit.
Johann Comenius bietet uns aber gleichzeitig auch die Gelegenheit, einen
Rückblick auf die Anfänge unserer Akademie zu werfen, an deren Gründung als
Brandenburgische Sozietät der Wissenschaften der Enkel des Comenius, Daniel
Ernst Jablonski, nicht unwesentlich beteiligt gewesen ist.
Jablonski war in den Jahren unmittelbar vor der Leibnizschen Gründung der
Sozietät als Hofprediger am Berliner Dom tätig und besaß das persönliche
Vertrauen des Kurfürsten Friedrich III. und der Kurfürstin Sophie Charlotte.
In einer höfischen Tafelrunde wurde dann auch 1697 das Fehlen eines Berliner
Observatoriums und der Möglichkeit der Herausgabe eines eigenen Kalenders
beklagt und Jablonski gebeten, sich darum zu kümmern. Leibniz, der damals in
Hannover wirkte und den Jablonski sofort über diese Gespräche informierte, war
von diesem Plan entzückt, den er sogleich über das Projekt einer Sternwarte
hinaus auf andere Wissenschaftszweige ausgedehnt sehen wollte. Die weitere
Entwicklung ist bekannt und immer wieder dargestellt worden, u.a. von Werner
Hartkopf und Conrad Grau. Heute hegen Historiker keinen Zweifel daran, dass die
Leibnizsche Gründung der Sozietät unter wesentlicher Mitwirkung von Jablonski
und in enger Tuchfühlung zwischen Jablonski und Leibniz stattgefunden hat.
Gerade Conrad Grau hat in seiner letzten Rede vor dem Plenum unserer Sozietät am
14. April 2000 darauf hingewiesen, dass in der Sozietätsgründung und ihrer
Frühgeschichte „das Gespann Leibniz-Jablonski sowohl in Gemeinsamkeit als auch
im Gegensatz" das Geschehen dominierte.
Zugleich mit Comenius ehren wir daher in Jablonski eine der großen Gestalten aus
der Geschichte unserer Akademie. In diesem Zusammenhang ist daran zu erinnern,
dass Jablonski auch als Vizepräsident und später als Präsident der Preußischen
Sozietät gewirkt hat und sein Bruder, Theodor Ernst Jablonski, „Beständiger
Sekretär" unter Leibniz gewesen ist.
Zu unserer heutigen Festsitzung kann ich illustre Gäste begrüßen: ein herzliches
Willkommen gilt dem Botschafter der Tschechischen Republik in der Bundesrepublik
Deutschland, Herrn Dr. Rudolf Jindrak. Ebenso herzlich begrüße ich den
Vizepräsidenten der Tschechischen Akademie der Wissenschaften, Herrn Prof. Dr.
Jaroslav Pánek, der zugleich Präsident des Nationalkomitees der Tschechischen
Historiker und Professor am Historischen Institut der Prager Karls-Universität
ist. Herr Prof Pánek wird heute am Epitaph für Jablonski ein Blumengebinde mit
einer Schleife der Tschechischen Akademie der Wissenschaften niederlegen.
Ein herzlicher Dank gilt der Arbeitsgruppe Pädagogik unserer Sozietät und
unserem Mitglied Werner Korthaase, Ehrenvorsitzender der Deutschen
Comenius-Gesellschaft, für ihren engagierten Einsatz bei der Vorbereitung der
heutigen Veranstaltung.
Die Festsitzung über Johann Arnos Comenius ist damit eröffnet und ich gebe dem
Botschafter der Tschechischen Republik in der Bundesrepublik Deutschland das
Wort.
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