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Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät, Band 106 (2010)

Druck der “Opera didactica omnia” des Comenius vor 350 Jahren. Festsitzung am 8. März 2007

trafo Wissenschaftsverlag 2010, 105 S., ISBN 978-3-89626-951-5, 19,80 EUR
 

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Inhalt

 
 

Mit den Beiträgen: Dieter B. Herrmann: Begrüßung / Werner Korthaase: Comenius – In Verantwortung für das Schicksal der Menschheit / Jaroslaw Pánek: Comenius und seine Zeit / Siegfried Wollgast: Aufklärung, Pädagogik und Akademiegedanke / Andreas Fritsch: “Die neueste Sprachenmethode” in den “Opera didactica omnia” des Johannes Amos Comenius
 

Dieter B. Herrmann Präsident der Leibniz-Sozietät


Begrüßung

 

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
das Plenum der Leibniz-Sozietät ist heute hier zu einer ganztägigen Sitzung zusammengekommen, um des Druckes der „Opera didactica omnia" des berühmten Philosophen, Theologen und Pädagogen Johann Arnos Comenius vor 250 Jahren zu gedenken.
Comenius war ohne Zweifel einer der bedeutendsten Universalgelehrten des 17. Jahrhunderts. Im Zentrum seines Wirkens stand eine humanistische Gesellschaftsutopie, in der die allumfassende Bildung aller Menschen, religiöse Toleranz, der Weltfrieden und eine weltumspannende Zusammenarbeit tragende Rollen spielten. Die bildungstheoretischen und pädagogischen Gedanken des Komensky stellten nicht nur zu seiner Zeit ein progressives Novum dar, sondern sind auch heute in vielerlei Hinsicht wieder hochaktuell. Die gegenwärtigen anhaltenden Diskussionen um Fragen der Bildung im Zusammenhang mit der Zukunftssicherung nicht nur des Individuums, sondern der gesamten Gesellschaft finden in der Leitidee des Comenius, „allen alles zu lehren" eine geradezu zivilisatorische Herausforderung an die Bildung und Erziehung der nachfolgenden Generationen.
Mit der Würdigung des Werkes von Comenius greift die Leibniz-Sozietät neuerlich das Bildungsthema in universaler Perspektive auf und beteiligt sich an einem wichtigen gesellschaftlichen Diskurs unserer Zeit.
Johann Comenius bietet uns aber gleichzeitig auch die Gelegenheit, einen Rückblick auf die Anfänge unserer Akademie zu werfen, an deren Gründung als Brandenburgische Sozietät der Wissenschaften der Enkel des Comenius, Daniel Ernst Jablonski, nicht unwesentlich beteiligt gewesen ist.
Jablonski war in den Jahren unmittelbar vor der Leibnizschen Gründung der Sozietät als Hofprediger am Berliner Dom tätig und besaß das persönliche Vertrauen des Kurfürsten Friedrich III. und der Kurfürstin Sophie Charlotte.
In einer höfischen Tafelrunde wurde dann auch 1697 das Fehlen eines Berliner Observatoriums und der Möglichkeit der Herausgabe eines eigenen Kalenders beklagt und Jablonski gebeten, sich darum zu kümmern. Leibniz, der damals in Hannover wirkte und den Jablonski sofort über diese Gespräche informierte, war von diesem Plan entzückt, den er sogleich über das Projekt einer Sternwarte hinaus auf andere Wissenschaftszweige ausgedehnt sehen wollte. Die weitere Entwicklung ist bekannt und immer wieder dargestellt worden, u.a. von Werner Hartkopf und Conrad Grau. Heute hegen Historiker keinen Zweifel daran, dass die Leibnizsche Gründung der Sozietät unter wesentlicher Mitwirkung von Jablonski und in enger Tuchfühlung zwischen Jablonski und Leibniz stattgefunden hat. Gerade Conrad Grau hat in seiner letzten Rede vor dem Plenum unserer Sozietät am 14. April 2000 darauf hingewiesen, dass in der Sozietätsgründung und ihrer Frühgeschichte „das Gespann Leibniz-Jablonski sowohl in Gemeinsamkeit als auch im Gegensatz" das Geschehen dominierte.
Zugleich mit Comenius ehren wir daher in Jablonski eine der großen Gestalten aus der Geschichte unserer Akademie. In diesem Zusammenhang ist daran zu erinnern, dass Jablonski auch als Vizepräsident und später als Präsident der Preußischen Sozietät gewirkt hat und sein Bruder, Theodor Ernst Jablonski, „Beständiger Sekretär" unter Leibniz gewesen ist.
Zu unserer heutigen Festsitzung kann ich illustre Gäste begrüßen: ein herzliches Willkommen gilt dem Botschafter der Tschechischen Republik in der Bundesrepublik Deutschland, Herrn Dr. Rudolf Jindrak. Ebenso herzlich begrüße ich den Vizepräsidenten der Tschechischen Akademie der Wissenschaften, Herrn Prof. Dr. Jaroslav Pánek, der zugleich Präsident des Nationalkomitees der Tschechischen Historiker und Professor am Historischen Institut der Prager Karls-Universität ist. Herr Prof Pánek wird heute am Epitaph für Jablonski ein Blumengebinde mit einer Schleife der Tschechischen Akademie der Wissenschaften niederlegen.
Ein herzlicher Dank gilt der Arbeitsgruppe Pädagogik unserer Sozietät und unserem Mitglied Werner Korthaase, Ehrenvorsitzender der Deutschen Comenius-Gesellschaft, für ihren engagierten Einsatz bei der Vorbereitung der heutigen Veranstaltung.
Die Festsitzung über Johann Arnos Comenius ist damit eröffnet und ich gebe dem Botschafter der Tschechischen Republik in der Bundesrepublik Deutschland das Wort.
 

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