[= Abhandlungen der Leibniz-Sozietät, Band 15], trafo verlag 2004, 232 S., zahlr. Tab. u. Abb., 3-89626-472-9, 26,80 EUR
Wie geht es weiter auf dem Weg ins Solarzeitalter? Kann die Vision der Vollversorgung mit regenerativen Energien Realität werden? Wie weit sind wir mit den verschiedenen Möglichkeiten, die Sonnenenergie zu nutzen? Was hemmt uns dabei? Untersuchen wir schon alle aussichtsreichen Wege, die uns die Natur dafür vorgibt, oder engen wir unsere Forschungen auf diesem Gebiet zu stark ein? Welche Verfahren zur solaren Versorgung mit Stoffen und Treibstoffen sind heute schon erkennbar?
Auf diese und viele andere Fragen gibt dieses Buch die Meinung führender Wissenschaftler wieder.
Inhaltsverzeichnis
Begrüßung 7
Gert Blumenthal
Editorial 9
Gert Blumenthal, Gerhard Öhlmann
Eröffnung 11
Lothar Kolditz
Solarzeitalter – Nachhaltigkeit – Technikfolgenabschätzung 13
Gerhard Banse
Nutzung des biosynthetischen Potenzials von Mikroalgen als Energieträger und Wertstoffproduzent 25
Herwig Brunner, Ulrike Schmid-Staiger, Walter Trösch
Wege zur chemischen Wandlung von Sonnenenergie 33 Horst Hennig
Die Brennstoffzelle als Eckpfeiler des Solarzeitalters 49 Ludwig Jörissen
Kristallines Silizium für Solarzellen:
Status und Herausforderung 69 Martin Kittler
Die Atmosphäre als Stoff- und Energiereservoir.
Grenzen menschlicher Eingriffe. 85 Detlev Möller
Potential der Photovoltaik zur Energieversorgung in Deutschland 145 Peter Müller
Die Solarstrom-Anlagen in Berlin-Adlershof 165
Klaus Thiessen
Wissenschaftliche Herausforderungen für eine nachhaltige Energiewirtschaft 175
Helmut Tributsch
Das thermodynamische System Kohlenstoff-Wasserstoff-Sauerstoff – Grundlage einer solaren Stoff- und Energiewirtschaft 195
Bodo Wolf
Nutzung von Mykorrhiza als neuer agronomischer Standard "Plant Vitalizing Systems" 209
Roland Watzke
Solarenergie in Architektur und Stadtplanung.
Europäische Charta für Solarenergie in Architektur und Stadtplanung 213
Thomas Herzog
Wege zur Nutzung der Sonnenstrahlung in der chemischen Technik 221
Karl-Heinz Funken
Solarthermische Kraftwerke – Status und Perspektiven 223
Christoph Richter
Energie aus der Vielfalt der Pflanzenarten – Potenziale, ökologischer Anbau, technische Verfahren. 225
Konrad Scheffer
Konzentriertes Sonnenlicht – der Weg zu solaren Brennstoffen 227
Marcel Sturzenegger
Gert Blumenthal, Gerhard Öhlmann
Vielleicht ist es nicht für jedermann selbstverständlich, daß eine der ältesten noch bestehenden Gelehrtengesellschaften der Welt den Anstoß gibt, eine Konferenz zu dem hochaktuellen Thema "Solarzeitalter" zu veranstalten. Darum einige Worte zur Vorgeschichte.
Nach einem Vortrag "Die stoffwandelnde Industrie im Solarzeitalter" (G. Blumenthal, September 2001, Klasse für Naturwissenschaften der Leibniz-Sozietät) entstand im Präsidium unserer Sozietät der Vorschlag, eine Tagung zu dieser Thematik zu veranstalten, obwohl es zu diesem Themenkreis in den letzten Jahren nicht gerade wenig Veranstaltungen gegeben hat. Was sprach dafür, dass die Leibniz-Sozietät mit einer weiteren Tagung zu dieser Problematik an die Öffentlichkeit trat?
Zu allererst unsere Überzeugung, dass eine Akademie, die sich auf Gottfried Wilhelm Leibniz, als ihrem geistigen Vater beruft und sich dessen Leitsatz "Theoria cum praxi" verpflichtet fühlt, an der wissenschaftlichen Diskussion der sich zuspitzenden Probleme anthropogener Zerstörung der Lebensgrundlagen auf unserem Erdball, wie auch der sich abzeichnenden Lösungsansätze, nicht vorbeigehen kann.
Als nicht minder wichtig erschienen uns die Analogien in den geistigen und organisatorischen Strukturen der Leibniz-Sozietät, und einer der mächtigsten geistigen Strömungen der Gegenwart, der Solarphilosophie. Wir meinen damit, daß sich in beiden gleichermaßen folgende Wesenszüge finden:
· Der Anspruch auf Totalität der wissenschaftlichen Betrachtung in der Einheit von Natur und Gesellschaft;
· Die Vielfalt der Disziplinen sowie das Erfordernis, die Fähigkeit und die Tendenz zu transdisziplinärer Anschauung und Aktion;
· Die Unentbehrlichkeit der Sozietät wie der Solarphilosophie für die Gestaltung eines menschenwürdigen, wünschbaren Lebens der kommenden Generationen.
Das Vorbereitungskomitee, unterstützt vom Leibniz-Institut für interdisziplinäre Studien Augustusburg (LIFIS) und dem Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse Karlsruhe gab durch die Programmgestaltung eine anspruchsvolle Aufgabe vor:
Die Konferenz sollte anregen zum Dialog über Möglichkeiten und Probleme des Solarzeitalters. Als Solarzeitalter wurde ein Szenario der "solaren Vollversorgung" verstanden, in dem aus Gründen des Klimaschutzes, der Ressourcen-Erschöpfung sowie der Risiken nuklearer Energietechniken fossile Energierohstoffe weder für die Energiewandlung noch für die Stoffwirtschaft mehr genutzt werden und in dem ausschließlich regenerative Energien und als einzige Quellen von Kohlenstoffverbindungen die Atmosphäre, die Meere, technische Abgase sowie Biomasse verfügbar sein werden. Der Gedankenaustausch sollte nicht ausschließlich technologisch orientiert sein, sondern auch Voraussetzungen und Konsequenzen in der Gesellschaft sowie die philosophischen Implikationen berücksichtigen. Als Grundtenor wünschten wir uns die Haltung einer "planetaren Verantwortlichkeit", und erörtert werden sollten Fragen der Dezentralisierung von Energie- und Stoffwirtschaft, Fragen der neuartigen Technologien von Energie-Wandlung, -Speicherung und -Verteilung sowie die zu erwartenden tiefgreifenden Veränderungen der stoffwandelnden Industrie.
Wir glauben feststellen zu können, daß durch unsere Konferenz die Überzeugung gewachsen ist, daß die möglichst schnelle und umfassende Einführung Erneuerbarer Energien die Schlüsselfrage darstellt für die Gestaltung eines menschenwürdigen, friedlichen und kernkraftfreien Lebens kommender Generationen, eines Lebens in Harmonie mit der Biosphäre und der Tragfähigkeit unseres Globus’.
Gert Blumenthal
Gerhard Öhlmann