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Werner Scheler
Vorbemerkungen 7
Herbert Hörz
Tatsachen, Legenden und Erfahrungen – Anmerkungen zur Geschichte der Berliner Leibnizakademie nach 1945 11
Wolfgang Eichhorn
Eine lehrreiche Episode in der Entwicklung der Gesellschaftswissenschaften 35
Werner Scheler
Zur gesellschaftlichen und staatlichen Integration der Akademie der Wissenschaften der DDR 43
Ulrich Hofmann
Zur Planung und Organisation der Forschung an der Akademie der Wissenschaften der DDR 65
Joachim Herrmann
Wechselbeziehungen zwischen der Tätigkeit der Klasse, der Forschung und den internationalen Wissenschaftsbeziehungen 79
Adolf Laube
Akademische Forschung und Kooperationsbeziehungen am Beispiel der Reformationsgeschichte 89
Günter Albrecht
Zur Wechselwirkung von Grundlagen- und Angewandter Forschung in der Physik 107
Wolfgang Schirmer
Sollen Akademie-Institute angewandte Forschung betreiben? 113
Karl F. Alexander
Grundlagenforschung und Technologieentwicklung im Zentralinstitut für Elektronenphysik 1969–1989 117
Lothar Kolditz
Die anorganische Chemie an der Akademie und das Zusammenwirken mit Hochschul- und Industrieeinrichtungen in der Hauptforschungsrichtung Anorganische Chemie 129
Siegfried Nowak
Erfahrungen aus der Zusammenarbeit des Zentralinstituts für Organische Chemie (ZIOC) mit der Industrie auf dem Gebiet der organischen Chemie 139
Peter Oehme
Erfahrungen aus einem Akademie-Industrie-Komplex 147
Claus Grote
Zu den deutsch-deutschen Wissenschaftsbeziehungen der Akademie 155
Heinz Kautzleben
Das Programm Interkosmos und die Geo- und Kosmosforschung 165
Ernst-Otto Reher
Die Mitwirkung der Akademie und Hochschulen der DDR im internationalen Zentrum für Wärme- und Stoffaustausch in Minsk (AdW BSSR) 177
Reimar Müller
Forschungen zur antiken Kultur in der Akademie der Wissenschaften und das kulturelle Leben der DDR 183
Anhang – Aufgeschrieben von Rudi Hinte
Die Entwicklung des Forschungszentrums Berlin-Adlershof zwischen 1946 und der Akademiereform 203
Glossar
Erklärung einiger Begriffe mit DDR-spezifischem Hintergrund 217
Über die Autoren 223
Mit dem vorliegenden Band präsentieren wir die teilweise überarbeiteten und erweiterten Beiträge zu einem Kolloquium der Leibniz-Sozietät, das am 30. Juni 2000 stattfand. Das Kolloquium, das sich an den Leibniz-Tag anschloss und damit eine Reihe von Veranstaltungen zum 300-jährigen Bestehen der Berliner Gelehrten-Sozietät fortsetzte, wurde von Karl Friedrich Alexander, Johannes Irmscher, Joachim Herrmann und Werner Scheler vorbereitet und organisiert. Die redaktionelle Betreuung dieses Bandes lag in den Händen von Wolfdietrich Hartung.
Die in der Tradition der Berliner Gelehrten-Sozietät stehende Leibniz-Sozietät hat sich seit ihrem Bestehen wiederholt und intensiv mit der Akademiegeschichte beschäftigt. Mehrere ihrer Mitglieder haben entsprechende Publikationen vorgelegt. Verwiesen sei etwa auf:
• Werner Scheler, Von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin zur Akademie der Wissenschaften der DDR. Abriss zur Genese und Transformation der Akademie. Karl Dietz Verlag Berlin 2000.
• Horst Klinkmann / Herbert Wöltge (Hrsg.), 1992 – Das verdrängte Jahr. Dokumente und Kommentare zur Geschichte der Gelehrtensozietät der Akademie der Wissenschaften für das Jahr 1992. trafo verlag Berlin 1999 (=Abhandlungen der Leibniz-Sozietät, Bd.2).
• Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät, Bd. 3 (1995), Heft 3: Akademiegedanke und Forschungsorganisation im 20. Jahrhundert. Materialien des Wissenschaftlichen Kolloquiums zum Leibniz-Tag 1994.
• Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät, Bd. 15 (1996), Heft 7/8: Die Berliner Akademie 1945 bis 1950. Kolloquium der Leibniz-Sozietät.
• Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät, Bd. 29 (1999), Heft 2: Die Berliner Akademie von 1950 bis 1972. 2. Kolloquium der Leibniz-Sozietät zur Berliner Akademiegeschichte.
• Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät, Bd. 38 (in Vorbereitung): Kolloquium der Leibniz-Sozietät April 2000: Akademische Wissenschaft im säkularen Wandel. 300 Jahre Wissenschaft in Berlin.
• Helmut Steiner, Das Akademie-Institut für Wirtschaftswissenschaften im Widerstreit wissenschaftlicher, ideologischer und politischer Auseinandersetzungen. – In: Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät, Bd. 36 (2000), Heft 1.
Auf dem Kolloquium vom 30. Juni 2000 stand – in diesem Umfang erstmalig – die Zeit von 1945 bis zur Abwicklung der Institute und der im Widerspruch zum Einigungsvertrag stehenden Auflösung der Gelehrtengesellschaft 1991 bzw. 1992 im Mittelpunkt. Sich mit diesem Zeitraum zu beschäftigen, wurde um so dringlicher, als immer wieder Legenden verbreitet wurden und werden, die allein das Ziel haben, die in der DDR erbrachten Leistungen von Wissenschaftlern zu ignorieren oder zu diskreditieren.
Das Kolloquium wurde mit einem Beitrag von Herbert Hörz, dem Präsidenten der Leibniz-Sozietät e.V., eröffnet. Johannes Irmscher, der über „Die Anfangsjahre der Akademie nach ihrer Wiedereröffnung" sprechen wollte, konnte diesen Plan nicht mehr verwirklichen. Er starb am 23. Mai 2000. Die dadurch entstandene Lücke in der Darstellung der jüngeren Akademie-Geschichte konnte nicht mehr geschlossen werden.
Zu einem wichtigen Abschnitt in der „Formierung der Akademie", der Akademiereform und den Gesellschaftswissenschaften, sprach Wolfgang Eichhorn. Ein weiterer Schwerpunkt war „Die Akademie in Staat und Gesellschaft" (Beiträge von Werner Scheler und Ulrich Hofmann). Mit der „Gelehrtengesellschaft im Wandel" hat sich Joachim Herrmann beschäftigt. Eine größere Zahl von Beiträgen befasste sich mit dem „Profil der Akademieforschung und der Forschungskooperation" (Adolf Laube, Günter Albrecht, Wolfgang Schirmer, Karl Friedrich Alexander, Lothar Kolditz, Siegfried Nowak und Peter Oehme). Weitere Schwerpunkte waren schließlich „Internationale Beziehungen der Akademie" (Claus Grote, Heinz Kautzleben, Ernst-Otto Reher) und die „Öffentlichkeitsarbeit der Akademie" (Reimar Müller). Im Anhang bringen wir, die Zeitzeugen-Berichte ergänzend, einen Beitrag von Rudi Hinte, der die Entwicklung des Forschungszentrums Berlin-Adlershof in den 50er und 60er Jahren darstellt.
Die Autoren aller Beiträge konnten sich in starkem Maße auf persönliche Erfahrungen und Erlebnisse stützen. Sie haben die Akademie und die Forschung an „ihren" Instituten entscheidend mitgeprägt. Das macht das Besondere der Zeitzeugen-Berichte aus.
Diese Berichte sollen eine erste Annäherung an die Darstellung wissenschaftlicher, sozialer und politischer Prozesse in der jüngeren Wissenschaftsgeschichte sein. Unberücksichtigt blieben einstweilen – neben den Anfängen in den ersten Nachkriegsjahren – viele fachspezifische Entwicklungen in den einzelnen Disziplinen, ganz zu schweigen davon, dass hier ohnehin nur über wenige Institute und die mit ihnen verbundenen Disziplinen berichtet werden konnte. Die Beiträge des vorgelegten Bandes sind zum größeren Teil aus der Sicht von Wissenschaftlern geschrieben, die der oberen oder mittleren Leitungsebene angehörten. Sie stellen auch so etwas wie Bilanzen eines höchst verdienstvollen und weithin gewürdigten – heute aber von manchen Leuten eben ignorierten oder gar diskreditierten – Lebenswerkes der Autoren und ihrer Kollegen dar. Zur Gesamtsicht auf die Akademie gehören aber die Erfahrungen von Wissenschaftlern der unteren Leitungsebene und die von „einfachen" Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ebenso wie eine detailliertere Darstellung des oft kontroversen und langwierigen Ringens um die Lösung von Problemen und die Überwindung von Schwierigkeiten.
Es gab – insbesondere in den gesellschaftswissenschaftlichen Instituten, aber nicht nur dort – gelegentlich sachfremde Eingriffe in Forschungsprozesse. Auch wenn sie eher von außen kamen und meist abgewehrt werden konnten, fanden sie teilweise doch auch innerhalb der Akademie oder innerhalb der Institute Unterstützung. Wie dies Forschungsarbeiten behinderte, ist, bis auf Ausnahmen, einstweilen ebenso wenig dargestellt, wie es die im Großen und Ganzen erfolgreichen Versuche sind, allen Eingriffen zum Trotz Forschungsergebnisse vorzulegen, deren hohes Niveau auch international anerkannt wurde.
Die Auseinandersetzung mit der Akademiegeschichte ist für uns nicht abgeschlossen. Ihrer Vielschichtigkeit werden wir uns jedoch nur dann nähern können, wenn sich möglichst viele beteiligen. Wir rufen deshalb Akademiemitglieder, ehemalige Direktoren und Leiter, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf, ihre Erfahrungen und Perspektiven einzubringen oder für die Akademiegeschichte interessante Dokumente zur Verfügung zu stellen. Die Leibniz-Sozietät e.V. ist erreichbar unter der Adresse Dircksenstr. 52, 10178 Berlin; weitere Adressen finden sich im Internet unter http://www2.hu-berlin.de/leibniz-sozietaet.
Berlin, im Mai 2001
Werner Scheler, Wolfdietrich Hartung